Doctor Faustus Magical Circus, Part II (2018/2019)



„Doctor Faustus‘ magical Circus Part Two“  

Rückkehr des Martin Lingnau

Mathias Eckermann ist nicht nur ein altkluger, naseweiser Schüler, sondern ein direkter Nachfahre von Johann Peter Eckermann, Goethes Sekretär und Vertrauter. Auf dem Dachboden findet Mathias ein Manuskript seines Vorfahren mit dessen Erläuterungen zu ‚Faust 2‘. Begeistert von den Erkenntnissen seines Urahns will der Junge ‚Faust 2‘ im Lichte der neuen Erkenntnisse aufführen lassen – aber von wem? Statt einer Theatertruppe findet er letztendlich einen abgehalfterten Wanderzirkus, der sich – gegen Gage –  bereit erklärt, das Werk der Weltliteratur in seiner Manege aufzuführen.

Mit‚Heiße Ecke‘und ‚Sommernachtstraum‘ von Martin Lingnau begann die Gruppe Geoghelli aus dem LGE ihre Musical-Produktionen. Aus der Feder von Martin Lingnau stammen auch Mega-Musicals wie ‚Der Schuh des Manitu‘, ‚Das Wunder von Bern‘ und zahlreiche weitere Bühnenwerke. Zusammen mit Autor Wolfgang Adenberg hat Lingnau nunmehr Goethe sich vorgenommen, und zwar den als unspielbar geltenden Teil 2 der Tragödie.

Als der Teufel Eckermann verführte

Im zweiten Teil der Tragödie besucht Faust den Kaiserhof und die klassische Walpurgisnacht, zeugt mit Helena einen Sohn, wird zum Unternehmer von zweifelhafter Moral und zuletzt doch erlöst, weil es das ewig Weibliche ist, das ihn hinan zieht. Goethes Spätwerk ist bekannt als schwer beladen und schwer umsetzbar; Inszenierungen des Stoffs erstreckten sich meist über viele Stunden.

Zur klassischen Walpurgisnacht – die Goethe Horror Picture Show

Martin Lingnau ­hat große Teile des Textes gestrichen und durch Pop-Songs ersetzt. Geblieben sind nur die wirkungsvollsten Zitate, hinzu kommen kurze Einfälle von Monty Python und Shakespeare. Fantastische Kostüme für Hofstaat, Hexen, König und Homunculus und eine spektakuläre Bühne gehören schon fast zum Markenzeichen der Gruppe Geoghelli.

Mephisto heißt nun sehr kurz Fizz, aus Faust wird Dr. Johnny Faustus, Tänzerinnen wirbeln aufreizend um ihn her. Über der Bühne, auf der all diese Wunder geschehen, steht in großer, geschwungener Schrift: „Doctor Faustus’ Magical Circus Part II“ – und gesungen wird natürlich stets auf Englisch. Kurz: Aus dem Welttheater wird Varieté. Und es gibt auch Werbeblöcke: In düsteren Gewölben verkauft Mephisto zwischendurch der heillos schrubbenden Lady Macbeth ein Wundermittel gegen die Blutflecken auf dem Gestein. Jesus, beim Abendmahl, hat schließlich selbst genug vom trockenen Brot; Fizz würzt das Abendmahl mit feuriger Schärfe.

„Faust II“ will eine Art „Goethe Horror Picture Show“ sein, sehr unterhaltsam und sehr schräg.

Die Handlung läuft im Zeitraffer

Eckermann, Fizz und Faustus sind die einzigen, die hier nur eine Figur verkörpern – weitere Schauspieler und Tänzerinnen spielen jeweils bis zu sechs Charaktere ­zugleich. Die Handlung läuft im Zeitraffer, Mathias Eckerman stolpert immer wieder vorlaut auf die Bühne und will das Chaos klären – Mephisto knirscht mit den Zähnen und möchte ihn dafür würgen. Schließlich wird der Gelehrte geknebelt, herumgestoßen und zur Ader gelassen: sehr unfreiwillig unterschreibt er seinen eigenen Pakt mit dem Teufel.

Verehrer Goethes seien vor diesem Faust gewarnt. Das Zielpublikum dieser Inszenierung isst in der Vorstellung möglicherweise Popcorn und hat seinen unheiligen Spaß mit dem Klassiker.

Aufführungen im LGE:

  • 25. September 2019
  • 27. September 2019
  • 28. September 2019